Gunter Hampel

Der Musikjournalist, Autor und Klangkünstler Michael Rüsenberg lädt Jazzgrößen bei „Speak Like A Child“ zu einem interessanten Austausch ein. Der Titel der Reihe geht zurück auf das Titelstück des legendären Herbie Hancock-Albums von 1968 und ist eine Referenz an die musikalische Grundfarbe des Stadtgartens. Jetzt gibt es die beliebte Interviewreihe auch als Podcast, zu hören hier auf dieser Website, Spotify und iTunes.

Gunter Hampel ist der wohl größte Transatlantiker des deutschen Jazz. Er hat Jahrzehnte in New York gelebt, auch heute noch hat er eine „Butze“ dort. Unfassbar das Spektrum derer, die er getroffen, mit denen er dort, aber auch in Europa gespielt hat: Thelonious Monk, Benny Goodman, Lionel Hampton, Jimi Hendrix, Anthony Braxton, Archie Shepp, John McLaughlin, Hans Werner Henze, Daniel Barenboim...

Er dürfte der adaptionsfähigste deutsche Jazzmusiker sein. Mehr noch als Peter Kowald (1944-2002) war bzw. ist er in die afro-amerikanische Community integriert; aus der Ehe mit der afro-amerikanischen Sängerin Jeanne Lee (1939-2000) gingen zwei Kinder hervor.

Gunter Hampel, geboren am 31. August 1937 in Göttingen, ist aber auch das: ein stolzer Bürger seiner Heimatstadt. Er hat mit Akkordeon begonnen, spielt Vibraphon, Baßklarinette und Flöte, aber auch alle Saxophon-Arten. Er ist ein Improvisator par excellence, aber auch Wegbereiter des europäischen FreeJazz - ohne an der „Kaputtspielphase“ Ende der 60er Jahre beteiligt gewesen zu sein. Das amerikanische Magazin down beat will schon 1964 in ihm einen „Romantiker“ erkannt haben - was er nicht zurückweist.

Gunter Hampel ist, last not least, der größte Geschichtenerzähler des deutschen Jazz. Mitunter verliert er sich darin; das Publikum in der Stadtgarten-Lounge folgte ihm dabei am 13. Januar 2019 - wie man hören kann - mit dem größten Vergnügen.

Text: Michael Rüsenberg

„Mein Großvater hatte herausgefunden, dass sich das gut verträgt: Dächer zu decken und anderen Leuten die Köpfe mit Musik vollzublasen“ - frühe Musikerjahre in Göttingen (00:00)
„Mir ist der Jazz direkt vor die Haustür gebracht worden“ - Hampel spielt das Vibraphon von Hampton (00:00)
„In der Bronx wollten sie mich umbringen, weil ich ein Weißer war“ - von Göttingen nach New York City (00:00)
„Sag´ dem Monk mal, er soll sich mal diesen furchtbaren Bart abrasieren“ - mit Monk in Solingen (00:00)
„Was die Hampel-Gruppe da gemacht hat, ist noch nie in unserem Bereich geschehen“ - Henze ist begeistert; Improvisation bei Hampel (00:00)
„Es war zwar mein Name drauf - aber ich habe gar nichts zu sagen gehabt“ - über „Heartplants“ (1964) (00:00)
„Borussia Dortmund ist die perfekte Inkarnation einer wirklichen Jazzband“ - über Teambildung (00:00)
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