Ingrid Laubrock
Der Musikjournalist, Autor und Klangkünstler Michael Rüsenberg lädt Jazzgrößen bei „Speak Like A Child“ zu einem interessanten Austausch ein. Der Titel der Reihe geht zurück auf das Titelstück des legendären Herbie Hancock-Albums von 1968 und ist eine Referenz an die musikalische Grundfarbe des Stadtgartens. Jetzt gibt es die beliebte Interviewreihe auch als Podcast, zu hören hier auf dieser Website, Spotify und iTunes.
Ingrid Laubrock, geboren 1970 in der westfälischen Provinz, dürfte die renommierteste deutsche Jazzmusikerin sein. Ihr Weg von Stadtlohn über Berlin (kurz) und London (20 Jahre) schließlich nach New York City (ab 2009) ist beispiellos.
Obendrein, wenn man bedenkt, dass sie erst mit 19 Jahren das Instrument zu spielen beginnt, über dessen Beherrschung ihr Schweizer Saxophon-Kollege Omri Ziegele ins Schwärmen gerät. Ihr Weg ist auf einzigartige Weise vom Prinzip des „learning by doing“ bestimmt. Sie sagt, sie sei „eigentlich auto-didaktisch auf dem Saxophon“, sie hat von Anfang an davon gelebt, sie hat keinen Abschluß an einer der berühmten Lehrstätten des Jazz.
Sie hat bald drei Dutzend Alben als Leader bzw. Co-Leader veröffentlicht, mehrere mit dem Schlagzeuger Tom Rainey, ihrem Ehemann, sowie mit der Pianistin Kris Davis. Gegenwärtig gehört sie zum neuen Saxophon-Quartett von Anthony Braxton. Ein Stück aus ihrem ersten Orchesterwerk „Contemporary Chaos Practices“ zählt die New York Times zu den „25 Best Classical Music Tracks of 2018“.
Gerade hat sie ihr erstes Streichquartett komponiert. Sie unterrichtet Jazz - und wird unterrichtet: während der Pandemie hat sie ein Masterstudium in klassischer Komposition aufgenommen. Sie baut quasi vor, denn Ingrid Laubrock kann sich durchaus eine Zukunft rein als Komponistin vorstellen.
Das Gespräch mit Ingrid Laubrock fand am 24. Juni 2022 in Monheim statt, am Rande der Monheim Triennale 2022.
Text: Michael Rüsenberg